2024

Belegschaft rettet Traditionsunternehmen

Duralex ist eine Institution in Frankreich. Ihre robusten und zeitlosen Gläser sind ein Symbol französischer Bistro-Kultur und finden sich in Cafés, Schulkantinen und Haushalten weltweit. Doch der wirtschaftliche Druck auf das Unternehmen war in den letzten Jahren erdrückend. Nach Jahren finanzieller Schwierigkeiten, mehreren Übernahmen und zuletzt einem Produktionsstopp durch hohe Energiepreise stand das französische Traditionsunternehmen aus der Nähe von Orléans vor dem Aus.

Zwei externe Investoren hatten Übernahmepläne vorgelegt, die allerdings mit drastischen Personaleinsparungen verbunden waren. Die Mitarbeiter legten stattdessen einen alternativen Plan vor, das Unternehmen in eine Genossenschaft zu überführen. Dieser Plan wurde vom Insolvenzgericht bevorzugt, da er keine Kündigungen vorsah und die Fabrik in ihrer bisherigen Form erhalten wollte.

Rund 60 Prozent der Belegschaft konnten überzeugt werden, in die eigene Zukunft zu investieren. Jeder Beteiligte zahlte zwischen 100 und 500 Euro, um Teilhaber der neuen Genossenschaft zu werden. Unterstützt durch Kredite und Zuschüsse von Staat und regionalen Behörden in Höhe von zehn Millionen Euro übernahm die Belegschaft so die Kontrolle über die Fabrik. Der frühere Werksleiter wurde zum Direktor gewählt, und die Beschäftigten sind nun in Entscheidungen des Verwaltungsrats eingebunden und verantworten die Zukunft des Unternehmens selbst.

Die Beschäftigten berichten von einem völlig neuen Verhältnis zur Arbeit. So zeigt sich das Gefühl der Verantwortung auch in kleinen Dingen: Mitarbeiter achten darauf, das Licht auszuschalten, Ressourcen zu sparen und Vorschläge zur Verbesserung einzubringen. Überstunden werden ohne Widerwillen geleistet, weil die Belegschaft das Ziel vor Augen hat, das Unternehmen wieder profitabel zu machen. Doch gibt es auch skeptische Stimmen innerhalb des Unternehmens. Eine der Gewerkschaften sprach sich gegen die Genossenschaft aus, da sie die Meinung vertrat, die Mitarbeiter könnten die notwendigen Investitionen nicht stemmen. Einige Mitarbeiter möchten erst einmal sehen, wie sich das Ganze entwickelt.

Gläser der franzözischen Marke Duralex
Gläser der franzözischen Marke Duralex

Die Ziele der Belegschaft sind aber klar: Innerhalb von fünf Jahren soll Duralex wieder rentabel sein. Dazu sind erhebliche Investitionen notwendig, aber auch eine konsequente Neuausrichtung des Unternehmens. Die öffentliche Aufmerksamkeit nach der Übernahme hat bereits zu einem Anstieg der Bestellungen geführt, was als gutes Zeichen gewertet wird. Die Begeisterung allein wird jedoch nicht ausreichen, um Duralex langfristig zu stabilisieren. Die finanzielle Lage ist nach wie vor kritisch. Im vergangenen Jahr machte das Unternehmen bei einem Umsatz von 24 Millionen Euro einen Verlust von 10 Millionen Euro. Viele der Produktionsanlagen sind veraltet, und Investitionen wurden jahrelang aufgeschoben.

Ein zentraler Punkt ist die Senkung der Energiekosten, da die Herstellung von Gläsern sehr energieintensiv ist. Hier sollen zukünftig erneuerbare Energien eingesetzt werden, um die Betriebskosten zu reduzieren. Zudem sollen neue Produkte entwickelt werden, die den Absatzmarkt erweitern. Allerdings fehlt es Duralex an eigenen Vertriebs- und Marketingabteilungen, da diese Aufgaben zuvor von der früheren Konzernmutter übernommen wurden.

Die Rettung durch die Belegschaft zeigt, dass auch in schwierigen Zeiten innovative Lösungen möglich sind, wenn Menschen zusammenarbeiten. Es bleibt abzuwarten, ob die Genossenschaft ihre ehrgeizigen Ziele erreicht. Doch eines steht fest: Die Mitarbeiter von Duralex sind bereit, die Herausforderung anzunehmen und ihre Zukunft selbst zu gestalten.

               

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